Die "Nationale Hochschulmobilitäts- und Internationalisierungsstrategie 2020-2030 (HMIS 2030) - Internationalisierung auf vielen Wegen" wurde Ende 2020 veröffentlicht. Sie wurde vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Hochschulsektor erarbeitet. Als Hauptziel verfolgt die Strategie einen ganzheitlichen Ansatz der Internationalisierung von Studium und Lehre, die Mobilität inkludiert und alle Bereiche der Institutionen durchdringt.


Die HMIS 2030 umfasst neu alle vier Sektoren der österreichischen Hochschullandschaft: öffentliche Universitäten, Fachhochschulen, Privatuniversitäten sowie Pädagogische Hochschulen. Sie verdeutlicht, dass es "viele Wege zur Internationalisierung gibt" und adressiert neu alle Hochschulangehörigen, die Studierenden, die Dozierenden und das nichtwissenschaftliche Personal, das bisher weniger im Fokus von Internationalisierung und internationaler Mobilität stand.  

HMIS 2030 ist eine Weiterentwicklung ihrer Vorgängerin

Die HMIS 2030 geht aufgrund ihres ganzheitlichen Ansatzes von Internationalisierung und Hochschulmobilität über ihre Vorgängerin, die bisherige Hochschulmobilitätsstrategie aus dem Jahr 2016 (HMS 2016) hinaus. Diese hatte sich in erster Linie der Förderung qualitätsvoller, akademischer Mobilität verschrieben. Dahinter stand damals bereits der Anspruch, „Österreichs junger Generation eine Hochschulbildung zu bieten, die die Fähigkeit zu global vernetztem und innovativem Denken sowie die Zusammenarbeit mit den Nachbarregionen und darüber hinaus fördert.“ Dieser Ansatz hat sich nicht verändert, aber die neue Strategie berücksichtigt die neue Ausgangslage – sei es durch die Klimakrise oder die COVID-19-Pandemie – für das Angehen globaler Herausforderungen.

Ziele der HMIS 2030

Fünf strategische Ziele sollen bis 2030 erreicht werden:

  • Förderung einer umfassenden Internationalisierungskultur an den Hochschulen
  • Mobilitätsförderung für alle Hochschulangehörigen mit einem besonderen Fokus auf Dozierende und Hochschulpersonal sowie auf Studierende, die traditionell weniger mobil sind
  • Entwicklung und Realisierung innovativer Mobilitätsformate
  • Effektive Kompetenzentwicklung und institutionelles Lernen
  • Global Mindset – Österreichs Hochschulen in der Welt

Umsetzung und Zielerreichung dank Erasmus+

Was 1987 als Mobilitätsprogramm für Studierende begann, ist heute ein zentrales Förderinstrument, um Hochschulen im europäischen Raum und darüber hinaus zu vernetzen: Durch Kooperation und Wettbewerb werden innovative Impulse für die Hochschulbildung geschaffen und Qualitätsstandards in Bereichen wie bspw. der digitalen Transformation, Nachhaltigkeit und Chancengleichheit erhöht.

Österreich beteiligt sich wie die Schweiz seit 1992 an den europäischen Bildungsprogrammen und zählt zu den erfolgreichsten Ländern. Dank der Kontinuität und dem Ausbau der europäischen Förderinstrumente wurde den österreichischen Institutionen ein strategischerer Ansatz für die Internationalisierung ermöglicht, und die Institutionen konnten ihre Aktivitäten deutlich ausbauen.

Die Schweiz ist seit 2014 nicht mehr an Erasmus+ assoziiert. Mit dem Schweizer Programm werden zwar einzelne Massnahmen im Mobilitätsbereich kompensiert, jedoch gibt es keinen Ersatz für die strategischen Programmangebote von Erasmus+, nämlich die Angebote für die institutionelle Kooperation, was die Internationalisierungsmöglichkeiten der Schweizer Bildungsinstitutionen markant einschränkt.

Performance von Schweizer und österreichischen Institutionen 2014-20 im Vergleich

Österreich hat nicht nur vergleichbar viele Einwohner/innen wie die Schweiz, sondern auch ein sehr ähnliches Bildungssystem. Die Anzahl der Absolvent/innen auf Tertiärstufe war in den letzten Jahren ebenfalls fast gleich hoch.

Insgesamt konnten sich österreichische Institutionen zwischen 2014-2020 an 460 Erasmus+-Kooperationsprojekten beteiligen; davon haben sie 88 geleitet. Das gesamte Projektvolumen betrug EUR 346 Mio. Dieser Betrag fliesst nicht ausschliesslich an österreichische Institutionen, sondern steht allen am Projekt beteiligten Institutionen (Konsortium) zur Verfügung. Je nach Rolle im Projekt stehen den Institutionen entsprechende Mittel zur Verfügung.  

Im Vergleich: Schweizer Institutionen haben keine Erasmus+-Kooperationsprojekte geleitet und konnten sich seit 2014 lediglich an 42 Projekte als Partner beteiligen. Das gesamte Projektvolumen betrug EUR 20.5 Mio.

Fokus auf ein Kooperationstyp: Strategische Partnerschaften

Sind österreichische Institutionen besonders stark an solchen Kooperationsformaten interessiert? Die Strategischen Partnerschaften sind ein beliebtes Format für Kooperationen zwischen 3-5 Partnern. Ein Vergleich der realisierten Projekte dieses Typs im Zeitraum 2014-20 zeigt deutlich, dass diese Formate ein Bedürfnis der Hochschulen in ganz Europa decken.

Ein Indikator für die Attraktivität von solchen Kooperationsformaten auch für Schweizer Institutionen ist die Anzahl der eingereichten Anträge beim Internationalen Pilotprogramm von Movetia für weltweite Kooperationsvorhaben. Dieses neue Förderinstrument ist zwar nicht Bestandteil der Schweizer Lösung, aber dem europäischen Modell der „Strategische Partnerschaften“ nachempfunden. In der Pilotphase 2018-20 wurden bei Movetia 149 Projektanträge alleine auf Tertiärstufe eingereicht.

Das Potential und das Interesse für die Leitung und Teilnahme an solchen Kooperationsformaten wäre also auch in der Schweiz gross.