Die Covid-19-Pandemie hat die Austausche unvermittelt und erbarmungslos gebremst. Schnell wurden virtuelle und gemischte Mobilitätsalternativen umgesetzt. Doch gemäss einer Umfrage, die von Movetia unter Institutionen der Tertiärstufe in der Schweiz durchgeführt wurde, bleibt die physische Mobilität bevorzugt, auch wenn der Unterricht aus der Ferne erfolgt. Trotz eines entsprechenden, vorhersehbaren Rückgangs der Mobilitäten sind die Zukunftsaussichten erfreulich, denn: Ohne die Pandemie wäre die Anzahl der Mobilitäten erheblich gestiegen.


Die Auslandaufenthalte haben seit Beginn der Covid-19-Pandemie nie aufgehört. Als es im Frühling 2020 unvermittelt zum Stillstand kam, wurden schnell virtuelle Mobilitätsalternativen und «Blended Mobility»-Aufenthalte angeboten*. Movetia, die nationale Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität, wollte die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie messen. Deshalb führte sie diesen Frühling in Schweizer Institutionen auf Tertiärstufe eine Umfrage zur Mobilität in Europa im Rahmen des Swiss-European Mobility Programme (SEMP) durch.

Alternativen trotz Pandemie

Gemäss der Umfrage erlebten die gemischte und virtuelle Mobilität im Frühlingssemester 2020 einen grossen Boom, da die Mehrheit der Studierenden ihren Austausch da bereits begonnen hatte. Sie bevorzugten diese Alternativen gegenüber einem ersatzlosen Abbruch ihres Aufenthalts. Angesichts der ausserordentlichen Umstände hat so die Mobilität von Studierenden ins Ausland um nur 4 % und diejenige in die Schweiz um 3 % abgenommen. Die Praktika hingegen haben einen grösseren Rückgang erfahren: –18 % bei den Austauschen ins Ausland respektive –22 % bei den Praktika, die in der Schweiz hätten durchgeführt werden sollen. Grund dafür ist, dass die Umsetzung von gemischter oder virtueller Mobilität bei Praktika komplizierter ist als bei normalem Unterricht.

Die physische Mobilität wird weiterhin bevorzugt – auch in Zukunft

Während den Semestern im Herbst 2020 und im Frühling 2021 reiste die grosse Mehrheit der Studierenden, die an einer Mobilität teilnahmen, in die Zielländer, um den Unterricht zu besuchen (88 % der Mobilitäten ins Ausland und 91 % der Mobilitäten in die Schweiz), obwohl in den meisten Ländern weiterhin Fernunterricht stattfand. Die virtuelle und gemischte Mobilitätsformate scheinen weniger attraktiv zu sein. Weniger als 10 % der Studierenden haben diese Optionen gewählt.

Obwohl die Alternativen schnell umgesetzt wurden, hat die Mobilität unter den Schweizer Studierenden, die seit Beginn der Pandemie ins Ausland gereist sind, seit Anfang 2020 um 38 % abgenommen. Der Anteil der ausländischen Studierenden in der Schweiz ist indessen um 14 % gesunken. Gründe hierfür sind die grossen Bemühungen der Schweizer Institutionen, geöffnet zu bleiben, sowie die Tatsache, dass die Massnahmen hier weniger restriktiv waren. Damit blieb die Schweiz für die Mobilität attraktiv. 

Und schliesslich: Hätte es die Covid-19-Pandemie nicht gegeben, dann wären zusätzlich 35 % der Studierenden im Rahmen des SEMP 2020/2021 für eine Mobilität ins Ausland gereist, und 18 % mehr wären in die Schweiz gekommen. Ungeachtet der Pandemie ist das Interesse für Auslandserfahrungen weiterhin vorhanden. Während es die Austausche in normalen Zeiten ermöglichen, wichtige interkulturelle und soziale Kompetenzen zu erlangen sowie das kritische und vernetzte Denken zu stärken, ist zudem unbestritten, dass diese ausserordentliche Situation neue Kompetenzen offenbart hat, die von Arbeitgebenden ebenso gesucht werden. Dazu gehören Stresstoleranz, Flexibilität, Selbstorganisation oder auch Resilienz. Ausnahmslos alle wünschen sich eine Rückkehr zur Normalität, idealerweise ab diesem Semester, um eine einzigartige Lebenserfahrung unter optimalen Bedingungen machen zu können.

*Bei der gemischten « Blended Mobility » findet der Unterricht zum Teil in Präsenzveranstaltungen und zum Teil online statt. Bei der virtuellen Mobilität wird der Unterricht ausschliesslich online besucht. Vor der Pandemie gab es nur die «physische» Mobilität.

Diese Auswertung ist die zweite in der Serie «Mobilitätsmonitoring»; die erste finden Sie hier