2017 konnten die Mitarbeitenden von Movetia fast allen Kantonen einen Besuch abstatten. Dabei haben sie über 4000 Kilometer zurückgelegt und sich mit fast 180 Personen getroffen, unter anderem mit sieben Bildungsdirektorinnen und -direktoren.


Die im Eiltempo zurückgelegte «Tour de Suisse» war nicht nur für Movetia ein voller Erfolg, sondern auch für die Kantone, die im Austausch mit Movetia ihre Erwartungen formulieren, ihre Motivationen und Probleme darlegen und ihre Projekte präsentieren konnten.

Generell muss man sagen, dass Austausch und Mobilität in der Schweiz noch nicht verankert sind und der Weg dorthin noch weit ist. So sind die Themen Austausch und Mobilität vielerorts noch schwach vertreten und stehen nicht selten in Konkurrenz mit den anderen pädagogischen Aufgaben der Schulen oder werden bei der Vergabe von Finanzmitteln stiefmütterlich behandelt. Movetia hat den Stand der Arbeiten aufgenommen und einen Zeitplan erstellt, damit im Schweizer Bildungssystem letztlich eine Austausch- und Mobilitätskultur Einzug halten kann, die diesen Namen verdient. Wir stehen also noch am Anfang, doch es bewegt sich etwas! Interkulturelle Kompetenzen, Arbeitsmarktfähigkeit, nationaler Zusammenhalt und Anbindung an die Welt sind die Schlüsselbegriffe und Werte, die fast alle Akteure teilen. Das Interesse an Austausch und Mobilität ist vorhanden, und an Ideen und Projekten mangelt es ebenfalls nicht. Das Bildungssystem und Movetia stehen vor einer ebenso heiklen wie spannenden Aufgabe.

Nach 26 organisierten Kantonsbesuchen zeigt sich, dass eine Standortbestimmung nicht einfach ist. Die Situation in den einzelnen Kantonen ist so unterschiedlich, dass sich eine Zusammenfassung der Erwartungen, die die Kantone an Movetia stellen, und der Massnahmen, die sie sich wünschen, schwierig gestaltet. Auf die Gefahr hin, dass wir allzu stark vereinfachen, haben wir uns entscheiden, drei Erwartungen an Movetia und drei Massnahmen hervorzuheben:

Erwartete Unterstützung

  • Movetia soll die Schweizer Plattform für die Förderung von Austausch- und Mobilitätsprojekten werden und verschiedene Projekte und Akteure zusammenführen (globale Plattform für Partnerschaften, Organisation von Veranstaltungen und Zusammenkünften, Austausch von Best Practices, Ideenbox usw.).
  • Angesichts der unterschiedlichen Situationen erwarten die Kantone, dass Movetia gleichzeitig Projekte unterstützt und nationale Programme koordiniert. Die Kantone wünschen sich einfache, schlüsselfertige Angebote, möchten aber auch mit innovativen Projekten experimentieren und neue Formen von Austausch und Mobilität kennenlernen, zum Beispiel im Bereich Digitalisierung.
  • Weiter wünschen sich die Kantone im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Programme eine klare und transparente Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen. Punktuelle Unterstützung soll eine Multiplikatorwirkung haben und in dauerhafte Lösungen münden.

Massnahmen

  • Der Zugang zu den Angeboten und die Abläufe müssen vereinfacht werden. Der administrative Aufwand soll der Schulstufe entsprechen und möglichst gering sein: einheitliche und digitalisierte Prozesse, vereinfachte Verträge usw.
  • Die Kantone erwarten weiter, dass Movetia für möglichst geringe «Nebenkosten» sorgt, insbesondere in Bezug auf die Transportkosten. Denkbar sind hier etwa Tageskarten und Sondertarife für die Reise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.
  • Das Engagement der Akteure und der Schulen soll besser gewürdigt, die Teilnahme an Austausch- und Mobilitätsprojekten anerkannt werden (Zertifikate, Portfolios, Labels, Credits usw.). So sollen weitere Personen zur Teilnahme an Austausch- und Mobilitätsprogrammen motiviert werden.

All diese Anregungen müssen nun in Massnahmen umgewandelt werden und in den nächsten Jahren priorisiert werden. Dies alles erfordert auf jeden Fall aufwändige Förder- und Kommunikationsmassnahmen, überzeugende Programme und pädagogische Argumente, ausreichend Finanzmittel und vor allem: Zeit!