Französisch ist die meistgefragte Sprache in Schottland

Den Master in der Tasche wurde Veronica Queijas für das Schuljahr 2020/21 in Edinburgh als Sprachassistentin für Französisch engagiert. Während dieses einzigartigen Aufenthalts konnte sie ihre pädagogischen Kompetenzen für ihre zukünftige Karriere als Lehrerin weiterentwickeln. Sie erzählt uns von ihrem Alltag in Schottland und teilt ein paar Tipps für zukünftige Sprachassistentinnen und -assistenten.

Erfahrungsbericht von Veronica Queijas: Grossbritannien 2020/21

Mein Name ist Veronica Queijas und ich arbeite seit September 2020 als Sprachassistentin an der Privatschule George Heriot’s School in Edinburgh, Grossbritannien. Im Juni 2020 erlangte ich meinen Master in allgemeiner Geschichte. Vor dem Studienabschluss verbrachte ich jedoch das Herbstsemester 2019 dank des Programms «Mobilität OUT» an der Universität Exeter in England. Dieser Aufenthalt brachte mich zum ersten Mal mit Movetia in Kontakt. Mit Freude entdeckte ich anschliessend, dass Movetia für Sprachassistentinnen und -assistenten Aufenthalte im Ausland anbietet. Meine Zeit in England hat mir so gut gefallen, dass ich mich entschied, mich für eine solche Stelle in Grossbritannien zu bewerben.

Das Angebot entsprach genau meinen Wünschen, denn ich möchte Sekundarschullehrerin werden. Zudem, obwohl ich bereits als Aushilfe in einigen Schulen in Genf gearbeitet hatte, wollte ich an Lektionen im Ausland teilhaben, um die Unterschiede zwischen den Bildungssystemen kennenzulernen und so meine Kompetenzen als Lehrperson zu erweitern.

In meinem Fall musste man sehr gute Englischkenntnisse mitbringen, um an der Schule arbeiten zu können. Den meisten meiner Schülerinnen und Schüler war es lieber, Anweisungen zu Aufgaben auf Englisch zu erhalten, und auch die nicht-frankophonen Lehrpersonen bevorzugten es, mir die Aufgaben für die nächste Woche auf Englisch zu erklären. Gleiches gilt für den Alltag in Schottland: Nur wenige sprechen eine Fremdsprache, und administrative Belange werden ausschliesslich auf Englisch abgewickelt.

George Heriot’s School ist eine Privatschule in der Altstadt von Edinburgh. Das Hauptgebäude ist ein altes Schloss, das für den Schulbetrieb renoviert wurde. Die Lage ist grossartig, denn vom zentralen Hof aus kann man die Burg Edinburgh Castle sehen. Der Ort ist einfach umwerfend.

Nebst mir gab es noch vier weitere Sprachassistentinnen an der Schule: eine für Spanisch, eine für Italienisch, eine für Deutsch und eine für Mandarin. Wir haben uns sehr gut verstanden und hatten auch sehr gute Beziehungen zu unseren jeweiligen Sprachlehrpersonen. Französisch ist die gefragteste Sprache in Schottland, weshalb ich zur Assistentin wurde, die mehr Lehrpersonen unterstützte als meine Kolleginnen: Die meisten Assistentinnen arbeiteten jeweils nur für zwei Lehrpersonen, ich jedoch hatte deren acht. Es war deshalb unabdingbar, dass ich mich gut organisieren konnte. Da die Lehrpersonen jeweils unterschiedliche Wünsche hatten, musste ich für alle unterschiedliche Lektionen vorbereiten. Die Professorinnen und Professoren waren zu uns Assistentinnen besonders freundlich und halfen uns immer, wenn wir eine Aufgabe nicht verstanden hatten oder Rat brauchten. Über diese Erfahrung bin ich besonders glücklich, sowie darüber, diese Personen dank meiner Arbeit kennengelernt zu haben.

Die Schülerinnen und Schüler waren sehr methodisch und höflich. Da es sich um eine Privatschule handelte, kam es sehr selten vor, dass wir sie zurechtweisen mussten. Ich unterrichtete Schülerinnen und Schüler von 9 bis 18 Jahren. Dieses breite Altersspektrum schätzte ich sehr, denn so konnte ich das Niveau der einzelnen Stufen kennenlernen und auch mit Schülerinnen und Schülern einer Altersgruppe in Kontakt kommen, die ich später nicht mehr unterrichten werde, nämlich diejenigen der Unterstufe.

Die Schule stellte den Assistentinnen eine Wohnung mit acht Zimmern zur Verfügung. Die Zimmerpreise schienen mir dem Lohn angemessen zu sein. Trotzdem schlug ich dieses Angebot aus, da ich aufgrund der sanitären Lage 2020/21 lieber alleine wohnen wollte, um nicht in Quarantäne leben zu müssen, gesetzten Falles, dass sich eine meiner Kolleginnen anstecken sollte. Die Wohnungssuche verlief für mich ziemlich reibungslos: Ich begann etwa einen Monat vor Stellenantritt nach einer Wohnung zu suchen und reiste zwei Wochen vor meinem Arbeitsbeginn an. Einen Tag vor meiner Ankunft in Edinburgh erhielt ich eine Zusage für eine Besichtigung und direkt am Tag der Wohnungsbesichtigung bekam ich die Schlüssel zu meiner neuen Wohnung. Ich empfehle deshalb, etwa einen Monat vor Antritt der Stelle nach einer Unterkunft zu suchen und zwei Wochen vorher anzureisen, um die Wohnungen besichtigen zu können. Es ist zudem wichtig zu wissen, dass in Schottland Besichtigungen oft schon am nächsten Tag oder nur ein paar Tage nach einer Anfrage stattfinden. Wenn die Vermieter euer Dossier interessant finden, geht somit alles sehr schnell.

Die Arbeit und ihre Herausforderungen

Ich unterrichtete in der Regel entweder eine ganze Klasse oder Kleingruppen mit ein bis drei Schülerinnen und Schülern. Der Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern wurde sehr schnell persönlich und sie grüssten uns normalerweise, wenn wir uns in den Gängen der Schule über den Weg liefen. Alle Assistentinnen hatten gute Beziehungen zu ihren Schülerinnen und Schülern.

Als Sprachassistentinnen war es nicht unsere Aufgabe, den Schülerinnen und Schülern Grammatik beizubringen. Normalerweise baten uns die Lehrerinnen und Lehrer, Präsentationen, Spiele oder Dialoge zu Themen vorzubereiten, die die Schülerinnen und Schüler gerade im Unterricht behandelten. Unsere Aufgabe war es also, ihr Hörverständnis und ihre mündlichen Kompetenzen zu fördern.

Meiner Meinung haben die englischsprachigen Schülerinnen und Schüler recht grosse Schwierigkeiten, die französische Sprache zu lernen. Englisch ist anders strukturiert als die lateinischen Sprachen und leider hatten die Schülerinnen und Schüler besonders mit der Konjugation von Verben grosse Mühe. Andere Konjugationen als «je/il/elle/on/ils/elles» lernten sie erst sehr spät und die Zeitformen der Verben waren sehr kompliziert für sie. Zudem waren sie es gewohnt, die Prüfungsfragen vorab zu kennen und so lernten sie die Antworten dazu auswendig. Unser Ziel als Sprachassistentinnen war es also, sie ihre einstudierten Antworten «vergessen» zu lassen und «intuitive» Antworten zu entwickeln.

Ich unterrichtete 18 Stunden pro Woche für GBP 1’272.07. Das ist ein sehr grosszügiger Lohn, der auch der Tatsache zu verdanken ist, dass es sich um eine Privatschule handelt. Zudem dürfen wir nicht vergessen, dass wir auch «ausserhalb» der Unterrichtsstunden gearbeitet haben, weil die Lektionen und Aktivitäten ja vorbereitet werden mussten. Ich hätte keinen Nebenjob annehmen können, denn meine Lektionen verteilten sich über alle Wochentage und jeweils über den ganzen Tag. Ich hatte zum Beispiel am Dienstag eine Klasse von 8.35 bis 9.00 Uhr und dann erst wieder ab 13.15 Uhr. Solche «Löcher» im Unterrichtsplan waren ganz normal. Nichtsdestotrotz habe ich meine Freizeit an den Wochenenden geniessen können. Normalerweise bereitete ich meine Lektionen unter der Woche vor und so blieb mir am Wochenende Zeit, zusammen mit meinen Freunden Schottland zu entdecken.

Positive Bilanz

Was ich an dieser Erfahrung besonders geschätzt habe, ist, einerseits, dass ich fundamentale Unterrichtserfahrungen sammeln und mein Englisch verbessern konnte, und andererseits, dass ich meinen Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die Schweizer Kultur und unsere Gepflogenheiten geben durfte. Ich konnte stets auf ihre Neugier zählen. Ich kann diese Erfahrung wirklich voll und ganz weiterempfehlen, denn sie bietet nebst der Erfahrung mit anderen Unterrichtsmethoden einen Tapetenwechsel und die Entdeckung einer anderen Kultur.

Wie wird man Sprachassistentin oder Sprachassistent?

Movetia vermittelt Schweizer Studierende, Studienabgängerinnen und Studienabgänger sowie junge Lehrpersonen an Gastschulen in europäischen Partnerländern. Sie verbessern gleichzeitig ihre Fremdsprachenkenntnisse, lernen ein neues Bildungssystem kennen und sammeln erste Arbeitserfahrungen. Ausserdem können wertvolle Sozial- und Selbstkompetenzen entwickelt werden, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind.