Regierungsrat Alfred Stricker, Direktor des Ausserrhoder Bildungs- und Kulturdepartements, empfängt die Delegation von Movetia auf Schweizerdeutsch, um seiner Überzeugung Ausdruck zu verleihen, dass beim schulischen Austausch die interkulturelle Dimension eine ebenso wichtige Rolle spielt wie der sprachliche Aspekt. Der politische Wille zum Austausch ist unbestritten vorhanden, selbst wenn die einschlägigen Statistiken der letzten Jahre eine etwas andere Sprache sprechen. Für das heutige Treffen mit Movetia haben sich sieben Vertreterinnen und Vertreter aus Verwaltung und Schulen beider Appenzell eingefunden.
Schnell dreht sich das Gespräch um die Agentur für Austausch und Mobilität und deren neue Führungsstruktur. Die Anwesenden fragen sich natürlich, welche konkreten Veränderungen sich daraus in der Praxis ergeben. Die Delegation von Movetia nutzt die Gelegenheit beim Schopf, um über die Rolle der neuen Agentur und ihre Daseinsberechtigung in der Schweizer Bildungslandschaft zu informieren: Als nationale Agentur für Austausch und Mobilität hat es sich Movetia zur Aufgabe gemacht, die richtigen Ansätze, überzeugenden Argumente und die besten Ideen zu finden, um die Anzahl der Austausch- und Mobilitätsprojekte inner- und ausserhalb der Schweiz zu erhöhen.
Für die Ausserrhoder Sitzungsteilnehmer kommt das Treffen gerade zur rechten Zeit: Nicht ohne Stolz präsentieren sie Movetia ihr Projekt mit dem Kanton Jura (JurAR), das ab dem Schuljahr 2017–2018 angeboten wird und zwei Varianten umfasst. Bei der ersten Variante reist eine Klasse für fünf Tage in eine Partnerklasse. Davor findet zwecks Vorbereitung ein Treffen zwischen den Lehrpersonen statt. Bei der zweiten Variante unterrichten die am Austauschprojekt beteiligten Lehrpersonen zuerst eine Woche lang im Team, und anschliessend reist eine Klassenhälfte in die Partnerschule, während eine Klassenhälfte aus der Partnerschule zu den daheimgebliebenen Schülerinnen und Schülern reist. Ein paar Wochen darauf folgt dann der zweiten Teil des Austauschs. Die Schülerinnen und Schüler werden in Gastfamilien untergebracht oder falls nötig in geeigneten Einrichtungen betreut. Die Vorbereitung des Austauschs hat in beiden Kantonen einen hohen Stellenwert, auch in finanzieller Hinsicht. So werden etwa die Vertretungskosten für die Lehrpersonen während der Vorbereitungsphase vom Kanton übernommen. Die Pilotphase dauert zwei Jahre. Die Idee ist, dass früher oder später auch die Gemeinden und ihre Behörden in die Projekte eingebunden werden, etwa im Rahmen von Städte- oder Gemeindepartnerschaften.
Auch an den Schulen der Sekundarstufe II ist einiges im Gang. An den Mittelschulen etwa gibt es zahlreiche Austausch- und Mobilitätsprojekte mit der Westschweiz und mit Frankreich. Ab 2018 werden Sprachaufenthalte sogar obligatorisch. Beim Sprachassistenz-Programm, an dem Appenzell Innerrhoden teilgenommen hat, gehen die Meinungen auseinander, es gab positive, aber auch negative Erfahrungen. Die am Programm beteiligten Akteure bemängeln insbesondere die fehlende Flexibilität bei der Einstellung der Sprachassistenten, die gerade für kleine Schulen ein Problem war, und zum Teil auch die fehlende praktische Vorbereitung. Der Kanton Appenzell Innerrhoden verfolgt überdies interessiert, was sich im Rahmen der Internationalen Bodensee Konferenz bei der Zusammenarbeit im Bereich der Berufsbildung tut.
In der mehrsprachigen und föderalistischen Schweiz tragen die Kantone die Hauptverantwortung für das Bildungswesen und sind damit zentrale Partner für Austausch und Mobilität während der Ausbildung. Movetia will 2017 alle Kantone besuchen, um sich über ihre Ziele und Aktivitäten zu informieren und um ihre Erwartungen an die neue nationale Agentur zu erfahren. Gleichzeitig will Movetia die neue nationale Agentur und bestehenden Angebote vorstellen.
Bereits hat Movetia die Kantone Freiburg, Uri, Schwyz, Zürich, Bern, St. Gallen, Waadt, Wallis, Basel-Landschaft, Zug, Solothurn, Thurgau, Basel-Stadt, Obwalden/Nidwalden, Jura und Neuenburg besucht.