Diese Ausbildung war sehr erfolgreich und hat sich in der Museumswelt herumgesprochen. Unter anderem wollte das Deutsche Museum in München dieses Konzept anwenden. So entstand die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Institutionen im Rahmen eines von Movetia unterstützten Mobilitätsprojekts zwischen 2020 und 2023.
Mehrere Hospitationen zwischen der Schweiz und Deutschland sowie Fortbildungskurse für Mitarbeiter:innen der Ausstellungsabteilung ermöglichten einen bereichernden Austausch zwischen Menschen und Institutionen.
Gallus Staubli: Nach dem neuen Vermittlungskonzept vom Museum für Kommunikation haben andere Museen Interesse gezeigt, die auch in einem Transformationsprozess sind. Unter anderem das Deutsche Museum in München. Auf dem Weg zu einer Tagung in Genf haben sie uns besucht und wollten, dass wir ihnen helfen, ihre Kommunikator:innen auszubilden. So hat es begonnen.
Mit welchen Herausforderungen waren Sie konfrontiert?
Hanspeter Ott: Die grösste Herausforderung war aus meiner Sicht Corona, mit all den daraus entstandenen Verschiebungen. Wir haben Termine manchmal 2 oder 3 Mal verschoben. Als es für die Durchführung möglich war, nach München zu fahren, gab es dann aber Einschränkungen im Museum. Zum Teil war es für einige Leute schwierig, ihre Ideen dort umsetzen zu können oder den normalen Betrieb kennenzulernen. Das war wirklich eine Herausforderung.
Wie haben Sie die Mitarbeitenden des Museums zur Teilnahme am Projekt motiviert?
Gallus Staubli: Man musste niemanden motivieren, es ging eher darum zu schauen, wer mitmachen durfte. Es war klar, dass das Team grösser war als die Plätze, die zur Verfügung standen.
Grundsätzlich kann man sagen, es haben sowohl bei uns als auch im Deutschen Museum in München nicht primär die Personen mitgemacht, die auch sonst auf Geschäftsreisen gehen. Das ist natürlich etwas Tolles, wenn man den Mitarbeitenden sagen kann: « Ihr dürft auch nach München reisen und dort eine Weiterbildung geniessen!»
Alle hätten gerne teilgenommen.
Welche Auswirkungen hat das Projekt auf die Institution Inspirierbar?
Hanspeter Ott: Für mich persönlich war es sehr wertvoll, in unterschiedliche Institutionen hineinschauen zu können. Zum Beispiel: Das Deutsche Museum ist viel grösser und hierarchischer strukturiert und hat damit auch mehr Bürokratie und Einschränkungen. Es war extrem spannend, mit den Partner:innen zusammen zu arbeiten und zu erfassen, was es braucht, um etwas bewegen zu können,
In Bezug auf die Organisationsentwicklung war es für mich eine sehr prägende Erfahrung, die Vorstellung loszulassen, wie es sein sollte und offen zu sein für das, was man bewegen kann. Es hat dazu geführt, dass wir nun selbst eine Weiterbildung anbieten mit Coachingausbildung.
Welche Auswirkungen hat das Projekt auf das Museum für Kommunikation?
Gallus Staubli: Ich weiss nicht, wo ich beginnen soll. Es hat eine andere Qualität, als an eine Tagung zu gehen und sich informell mit Kolleg:innen auszutauschen. Alle Austausche sind auf allen Ebenen sehr viel tiefer gegangen. Wir haben sehr viel gelernt über andere Institutionen: Welche Strukturen und Abläufe sie haben, wie sie Führung verstehen, was sie für ein Vermittlungsverständnis haben. Das ist alles gegenseitig befruchtend.
Jede:r Kommunikator:In, der/die von einer Hospitation zurückgekommen ist, nimmt etwas mit und das löst wiederum Veränderungsprozesse bei uns aus. Wir haben natürlich auch als Team Hospitationen gemacht, also mein Chef, ein Kommunikator und ich, und es ergaben sich dann hierarchieübergreifend sehr wertvolle Diskussionen, die weiter in die Institution eingeflossen sind.
Die Hospitation in der Schweiz mit den Teilnehmenden aus Deutschland war das Highlight meiner Karriere!
Gallus Staubli
Was ist der Mehrwert eines solchen Weiterbildungsprojekts für Museen?
Gallus Staubli: Durch ein solches Weiterbildungsprojekt wird die Motivation der Mitarbeitenden gestärkt.
Die Kommunikator:innen haben andere Institutionen kennengelernt. Sie sind zurückgekommen und haben es geschätzt, welche Strukturen es bei uns gibt. Das ist ein sehr schöner Nebeneffekt. So ein Projekt bringt einerseits viel Bestätigung für Vorhandenes und andererseits viele Ideen für Weiterentwicklungen.
Ich kann die anderen Museen auch dank Movetia motivieren: Es wird erwartet, dass die Mitarbeitenden sich weiterbilden, aber wir müssen es ermöglichen. Das Weiterbildungsbudget ist nicht sehr gross. Deshalb ist es ideal, wenn man von einer solchen Finanzierung profitieren kann.
Es gibt auch andere Schwierigkeiten wie etwa die knappen Zeitressourcen oder andere Prioritäten, prekäre Anstellungsverhältnisse, geringe Stellenprozente. Es gibt aber dank Movetia Möglichkeiten, finanzielle Ressourcen zu finden, und das ist natürlich eine grosse Motivation.
Was wir machen konnten, wäre nicht möglich gewesen ohne Movetia.
Was würden Sie interessierten Institutionen empfehlen, die ein Weiterbildungsprojekt entwickeln möchten?
Hanspeter Ott
- Eine konkrete Ansprechperson in jeder Partnerinstitution haben: Für mich war das sehr hilfreich. Ich wusste immer, wo und an wen ich mich wenden kann.
- Eine klare Aufgabenteilung: Zum Beispiel zusammen mit dem Deutschen Museum habe ich jeweils den Leuten, die Hospitationen gemacht haben, Informationen in Bezug auf Administratives, Evaluationen, Lernberichte gegeben.
- Sich Zeit nehmen für Koordination, Administration und Controlling.
- Klare Dokumentationsstruktur haben: Zum Beispiel wie lege ich die Belege ab.
- Lernziele definieren und Lernbericht schreiben. Für die Nachhaltigkeit des Projekts immer ein Feedback geben.
Gallus Staubli: Es war sehr gut, dass ich mich administrativ auf Inspirierbar verlassen konnte. Das hat mir sehr viel Arbeit abgenommen. Ich konnte mich darauf konzentrieren, intern zu schauen, was zurückkommt von meinem Team.
Das Schlusswort!
Gallus Staubli: Wir haben ein schönes Format kreiert: An einem Abend haben wir eine Art Talkshow am TV eingerichtet, dann gab es interne Interviews vor internem Publikum. Dieser Anlass wird in Erinnerung bleiben.