Erfahrene Mobilitätsexperten und austauscherprobte Lernende berichten an einer ganztätigen Zusammenkunft zum Thema „Ab ins Ausland – für junge Berufsleute?“ des Schweizerischen Dienstleistungszentrum Berufsbildung / Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBB am Freitag, 25.08.2017 im EB Zürich Mobilitätsmöglichkeiten während der Berufsbildung .


Das Fragezeichen im Titel weist bereits darauf hin, dass Mobilität in der Berufsbildung eher unachtsam und stiefmütterlich behandelt wird. Viele Fragestellungen ergeben sich meist, weil die Angebote in der beruflichen Grundbildung weniger bekannt sind als in der Mittelschule oder der Tertiärstufe. Dies entspricht jedoch nicht der Tatsache, dass ein Grossteil der Lernenden grosses Interesse an Austauschangeboten bekundet. Der informative und interaktive Anlass versuchte entsprechend allen Anwesenden eine Grundlage und Ausgangslage zu Mobilitätsmöglichkeiten zu skizzieren.

Folglich beleuchteten die vier programmbestimmenden Referate mit integriertem Praxistransfer aus verschiedenen Perspektiven die Auslandaufenthaltsmöglichkeiten für junge Berufsleute:
 

  • Stefan Brunner von der Mercator Stiftung zeigte mittels Mobilitätsstudien die positive Wirkung und den Kompetenzerwerb von Mobilitäten auf.
  • Guido Frey und Noemi Helfenstein vom Dachverband für Jugendaustausch Intermundo brachten drei erfolgreiche Austauschmodelle (Kurz-, Mittel- und Langzeitaustausch) näher und wiesen auf Chancen und Stolpersteine eines Lernendenaustausches hin.
  • Reto Stern von der Austauschorganisation AFS befasste sich hauptsächlich mit den Voraussetzungen für eine Mobilitätsteilnahme.
  • Christophe Bettin, Bereichsleiter Mittelschule, Berufsbildung und Jugend bei Movetia, vermittelte die Fördermöglichkeiten des Bundes und erklärte, dass sowohl Unternehmen, wie auch Berufsverbände oder Berufsschulen für Lernende und Berufsbildungsverantwortliche einen Projektantrag einreichen können. Mehr dazu
     

Nebst den Referatsinhalten, waren die ergänzenden Erfahrungsberichte der anwesenden Lernenden sehr überzeugend. Für alle Lernenden waren die erlebten Erfahrungen sehr prägend. Es findet eine Reise zu sich selbst statt, mit vielen Eindrücken und Erlebnissen, so dass nicht mehr von einem Jahr im Leben, sondern von einem ganzen Leben in einem Jahr die Rede war. Selbstverständlich ermöglichen Langzeitaufenthalte (bis zu einem Jahr) auch ein tieferreichendes Eintauchen in die neue Kultur und Gepflogenheiten des Landes.

Doch bereits ein Kurzaufenthalt von 2-4 Wochen kann positive Änderungen in der Persönlichkeitsstruktur sowie auf verschiedenen Kompetenzebenen erwirken. Diese Erkenntnis wurde von allen Referenten unterstrichen. Erfahrungsgemäss werden drei unterschiedliche erfolgsversprechende Mobilitätsmodelle unterschieden, die nicht nur die sozialen, persönlichen und fachlichen Kompetenzen positiv beeinflussen, sondern auch die Nachwuchsförderung und Karrierechancen verbessern, die Attraktivität der Ausbildungsbetriebe steigern und dadurch auch die Berufsbildung aufwerten. Interessant scheint im Rahmen der Digitalisierung der Aspekt des Distanzlernens. In zuvor definierten Formaten eignen sich die Lernenden im Ausland Inhalte des Schweizer Berufsschullehrplans an.

Um ein ganzheitliches Bild der Thematik entwickeln zu können, wurden auch Hindernisse und Schwierigkeiten im Rahmen einer Lernendenmobilität thematisiert. Diese gehören gleichermassen zum neuen Erfahrungshorizont.

Auf persönlicher Ebene ist eine gute Vorbereitung notwendig. Die Auseinandersetzung mit dem Kulturshock ist ebenso wichtig wie die Zusage und das Vertrauen aller Beteiligten (Eltern, Unternehmen, Lehrmeister und Berufsschule) sowie die Bereitstellung einer Kontaktperson während des Aufenthaltes. Sicherheit, Kontinuität und regelmässige Reflexion sind massgebende Konstanten, die auch nach der Heimreise ihre Gültigkeit behalten. Zwar bewegt man sich nun wieder in der heimatlichen Umgebung, der Blick auf das Alte und Vertraute hat sich mit den neuen Erfahrungen und der persönlichen Entwicklung aber auch gewandelt.

Dennoch lohnt sich ein Lernendenaustausch. Dies wurde von den motivierten und äusserst professionell auftretenden jungen Berufsleuten wiederholt betont. Neue Sichtweisen, ein stärkeres Selbstvertrauen und ein Zuwachs an kreativen Lösungsfindungen führen neben dem Spracherwerb dazu, dass sie eine Auslanderfahrung immer wieder gerne empfehlen.

Wer im Rahmen seiner Ausbildung einen Auslandaufenthalt gemacht hat, bringt im Normalfall die Offenheit und Bereitschaft mit, sich auch zukünftig wieder in einem interkulturellen Umfeld zu bewegen. Das sind die besten Voraussetzungen in einer globalisierten Arbeitswelt.

Diese praxisbezogenen Erkenntnisse dienen engagierten und interessierten Bildungsinstitutionen als Grundlage und Inspiration für Mobilitätsprojekte. Gerne unterstützen wir Sie, ihre Projektidee mit einer massgeschneiderten Beratung zu ergänzen und zu einem Projektantrag im Frühling 2018 auszuarbeiten.

Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme und einen anregenden Austausch.

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