Mittwoch, 9. November

Obwohl die Rückmeldungen der Studierenden nach einer Mobilität meist sehr positiv ausfallen, ist es oft schwierig, die konkrete Wirkung von Auslandsaufenthalten auf die Entwicklung interkultureller Kompetenzen zu evaluieren. Die NGO Backpack2school hat sich der Herausforderung angenommen und ein Instrument erarbeitet, mit dem die Entwicklung dieser Kompetenzen im Rahmen von Mobilitätsprogrammen gemessen werden kann. 


Ausgangslage

«Was man nicht messen kann, kann man nicht verbessern.» Frei nach diesem Motto von Peter Drucker, dem amerikanischen Autor und Professor für Management, haben sich Nesrin und Houda Bourbia, Gründerinnen der NGO Backpack2school, vorgenommen, eine Methode für die objektive Messung der Wirkung von Mobilität auf den Erwerb interkultureller Kompetenzen zu entwickeln. Das von der Stiftung Mercator und von Movetia mitfinanzierte Projekt wurde im Herbst 2020 lanciert.

Umsetzung des Projekts

Für die Entwicklung der Methode konnte die Backpack2school auf die Expertise zweier Fachpersonen im Bereich der Interkulturalität zählen: Marcela Lapertosa, Director of Education bei Value Learning, und Bert Vercamer, Mitgründer und Head of Learning Solutions bei Equip Inclusive. Ausserdem arbeitete Backpack2school mit der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (PH FHNW) zusammen, deren Mobilitätsprogramm «Intermobil» als Pilotprojekt* diente. 

Das Messinstrument

Die entwickelte Methode basiert auf messbaren Lernzielen im Bereich der Interkulturalität. Sie kombiniert drei Instrumente, anhand derer beurteilt wird, in welchem Umfang diese Ziele erreicht werden: das Intercultural Effectiveness Scale (IES; ein bestehendes Instrument für die quantitative Messung der interkulturellen Kompetenzen), eine Self-Assessment Aufgabe und ein Essay zu einem «kritischen Ereignis»**. Die Kombination quantitativer und qualitativer Instrumente, die vor und nach dem Aufenthalt zum Einsatz kommen, ermöglicht es, sowohl die Entwicklung spezifischer Kompetenzen zu messen, als auch einen reflexiven Ansatz zu fördern, und so einen nachhaltigen Lerneffekt sicherzustellen. Die ersten Testläufe führten zu zufriedenstellenden und vielversprechenden Ergebnissen: Auf individueller Ebene erlaubte es das Instrument den Teilnehmenden, Interkulturalität besser zu verstehen; auf institutioneller Ebene ermöglichte es der PH FHNW, die Effizienz ihres Programms «Intermobil» beim Erwerb von interkulturellen Kompetenzen zu messen, dessen Vorzüge und Schwächen zu evaluieren und Ansätze für eine eventuelle Weiterentwicklung zu identifizieren.

Die im Kontext der Lehrpersonenbildung entwickelte Methode wurde so konzipiert, dass sie ganz einfach auf alle Mobilitätsprogramme und -projekte übertragen werden kann. Sie ist einsatzbereit und kann unter backpack2school.org frei heruntergeladen werden.

* Im Rahmen dieses Programms erhalten die angehenden Lehrpersonen die Möglichkeit, ein vierwöchiges Praktikum in einer Primar- oder Sekundarschule im Ausland zu absolvieren mit dem Ziel, ihre interkulturellen Kompetenzen auszubauen.

** Im Bereich der Interkulturalität steht ein kritisches Ereignis für eine Situation, in der Missverständnisse, Probleme oder Konflikte auftreten, die auf kulturelle Unterschiede zurückzuführen sind. Definition gemäss Sarah Apedaile und Lenina Schill «Critical incidents for intercultural communication: an interactive tool for developing awareness, knowledge, and skills: facilitator and activity guide» (2008).