23. März 2023

Der SVEB unterstützt Weiterbildungsanbieter bei der Planung und Durchführung von Mobilitätsprojekten. Im Ideenlabor vom 18. April 2023 bietet der Verband zusammen mit Movetia Raum zur Entwicklung von Mobilitätsprojekten in der Erwachsenenbildung.


Die beim SVEB zuständige Projektleiterin Saambavi Poopalapillai hat im Vorfeld mit dem Verband plusbildung gesprochen, der im Juni 2022 ein Mobilitätsprojekt in der Schweiz realisierte. Walter Lüssi, Präsident von plusbildung, schildert im Gespräch seine Erfahrungen.

Herr Lüssi, Sie haben im Juni 2022 eine Study Tour organisiert. Wie kam diese Idee zustande?
Dass der Verband plusbildung Gastgeber für die Study Tour des Europäischen Evangelischen und Anglikanischen Netzwerks für lebenslanges Lernen (EAEE) sein würde, war ursprünglich auf das Frühjahr 2020 geplant. Dann kam die Corona-Pandemie.

Was ist dann mit Ihrer Absicht geschehen?
Wir haben die Study Tour verschoben auf das Jahr 2022. Vom 8. bis 11. Juni 2022 war es dann möglich, zu einer gemeinsamen Konferenz ins Kloster Kappel einzuladen. Das Thema der Konferenz war: «Finding Hope in Times of Corona, War and Climate Change».

Wie war ursprünglich die Idee entstanden, die Konferenz in der Schweiz zu organisieren?
2018 habe ich an einer Konferenz in Serbien die Geschäftsführerin der EAEE kennengelernt. EAEE ist ein gemeinnütziger europäischer Verein mit dem Schwerpunkt in der christlichen Erwachsenenbildung. Ein bewährtes Format ist die jährliche EAEE-Studienreise in ein bestimmtes europäisches Land.

2019 wurde ich dann an eine Vorstandssitzung der EAEE nach Berlin eingeladen, weil sie mehr wissen wollten über unser ökumenisches Verbandsmodell. Dort entstand die Idee, dass die Study Tour der EAEE in die Schweiz führen könnte.

Was haben Sie dann konkret in der Schweiz umgesetzt im Rahmen der Konferenz?
Wir haben verschiedene Workshops und auch ein «Speed Dating» organisiert. Die Teilnehmenden haben gemeinsame Interessen ausgelotet und insbesondere die Verantwortung der kirchlichen Bildungsarbeit für ein demokratisches und friedliches Europa diskutiert.

Und wie war das Feedback der Teilnehmenden zur Konferenz?
Durchwegs positiv. Die Teilnehmenden bekamen wertvolle Impulse für die eigene Bearbeitung dieser Themenfelder. Die Begegnung mit einer Aktivistin haben zum Beispiel Anregungen für neue Bildungsformate unter Einbezug neuer zivilgesellschaftlicher Akteure gegeben. Vereinzelt kam es zu gegenseitigen Absprachen und Einladungen wurden ausgesprochen. So hat die Leiterin der Orthodoxen Akademie auf Kreta eine Einladung an jene Teilnehmenden ausgesprochen, die sich mit ökologischen Themen befassen.

Welche Impulse nehmen Sie aus der Konferenz mit?
Internationale Vernetzung ist aufwändig und braucht einen langen Atem. Aber die Organisation der Konferenz hat sich für plusbildung auf vielen Ebenen gelohnt: Die internationalen Kontakte werden auf Verbandsebene weitergeführt. An einer Sitzung in Paris haben wir uns bereits hinsichtlich einer gemeinsamen Materialbörse Gedanken gemacht. Delegierte unserer Mitglieder melden zurück, dass sie die Begegnungen für die eigene Arbeit zu Hause zusätzlich motiviert haben.

Welchen Rat geben Sie Weiterbildungsorganisationen, die noch kein Mobilitätsprojekt organisiert haben?
Als Bildungsinstitution braucht man die Überzeugung, sich nicht selber zu genügen, sondern selber auf permanente Weiterbildung angewiesen zu sein. Und darum auch die Bereitschaft, Zeit und Ressourcen in die eigene Weiterentwicklung zu investieren.

Wohl nicht allein in der kirchlichen non-formalen Bildung gilt, dass wir über kulturelle Grenzen hinaus auf gegenseitige Vernetzung und eine Zusammenarbeit unterschiedlicher Netzwerke mehr denn je angewiesen sind. – Wer diese Einschätzung teilt, kann durch ein Mobilitätsprojekt nur gewinnen.

Interview: Saambavi Poopalapillai