Der Appell der Jugendorganisationen wurde gehört: An der ausserordentlichen Session Anfang Mai hat der Nationalrat die Motion von Martina Munz (SP/SH) «Freiwilliges Engagement fördern. Beitritt zum European Solidarity Corps» (19.3614) angenommen. Mit dieser Motion wird der Bundesrat beauftragt, Verhandlungen mit der EU aufzunehmen, damit die Schweiz schnellstmöglich dem Programm des Europäischen Solidaritätskorps beitreten kann.  


Das Europäische Solidaritätskorps ist das Nachfolgeprogramm des Europäischen Freiwilligendienstes, der bis 2017 Teil des Bildungsprogramms Erasmus+ war. Seit 2018 funktioniert das Programm des Europäischen Solidaritätskorps unabhängig. Mit einem Budget von 1,009 Milliarden Euro für die Periode 2021–2027 bietet das neue Programm mindestens 270’000 Jugendlichen die Möglichkeit, zur Bewältigung der gesellschaftlichen und humanitären Herausforderungen mit Freiwilligenarbeit oder eigenen Solidaritätsprojekte beizutragen. 

Das aktuelle Schweizer Programm des Europäischen Freiwilligendienstes

In der Schweiz besteht der Europäische Freiwilligendienst als Teil des Schweizer Programms zu Erasmus+ weiterhin. Dieses Programm ist jedoch viel stärker eingeschränkt und führt zu einer erheblichen Benachteiligung der jungen Schweizerinnen und Schweizer. Die Zahl der Schweizer Freiwilligen, die an diesem Programm teilnehmen, hat sich seit 2016 verdreifacht und stösst nunmehr an die durch die finanziellen Ressourcen der aktuellen separaten Lösung gesetzten Grenzen. Ausserdem soll das Programm im Dezember 2021 auslaufen.  

Mehrere Jugendorganisationen fordern einen Betritt

Aufgrund des bevorstehenden Endes des Schweizer Programms des Europäischen Freiwilligendienstes und im Bewusstsein des Mehrwerts einer Teilnahme der Schweiz am Programm des Europäischen Solidaritätskorps haben sich 11 Jugendorganisationen zusammengetan und das Parlament aufgefordert, die Motion Munz zu unterstützen. Das Ziel ist es, dass die Schweiz Teil eines Programms werden kann, das sich bewährt hat, und dass junge Schweizerinnen und Schweizer Zugang zu weiteren Austauschmöglichkeiten erhalten. 

Die 11 Organisationen, die die Motion unterstützen, sind: DOJ, AFS Schweiz, Cevi Schweiz, SAJV, ICYE Schweiz, Intermundo, nebs, Rotary Schweiz Liechtenstein, SCI Schweiz, VSS, yes. 
 

Das Europäische Solidaritätskorps: ein Programm mit Vorteilen für junge Schweizerinnen und Schweizer

Nationalrätin Martina Munz hat in ihrer Stellungnahme an die vielen Vorteile erinnert, die das Europäische Solidaritätskorps gegenüber der aktuellen Schweizer Lösung mit sich bringt. Einerseits werden den am Programm teilnehmenden Organisationen und Jugendlichen zahlreiche Tools zur Verfügung gestellt: eine zentrale europäische Datenbank, die interessierte Freiwillige und Einsatzorte verbindet, das europaweit anerkannte Zertifikat Youthpass, das die bei einem solchen Einsatz erlangten Fähigkeiten bescheinigt, Online Linguistic Support mit kostenlosen Online-Sprachlernangeboten für die Jugendlichen usw. Andererseits bietet das Programm Absolventinnen und Absolventen in der Berufsbildung einen erweiterten Zugang zu langfristigen Austauscherfahrungen im Anschluss an ihre Ausbildung und bis zum Alter von 30 Jahren. Dies ist beim Schweizer Programm zu Erasmus+ nicht der Fall.*  
 

Nächste Etappe: Ständerat

Nachdem die Motion vom Nationalrat angenommen worden ist, wird sie vom Ständerat in einer der kommenden Parlamentssessionen behandelt. Im Fall einer Verabschiedung durch den Ständerat käme danach der Bundesrat zum Zug.

*Das aktuelle Schweizer Programm zu Erasmus+ (ohne den Europäischen Freiwilligendienst) ermöglicht Austausche während der Berufsbildung und bis höchstens zwölf Monate nach Erhalt des Diploms. Danach besteht für die Nicht-Studierenden diese Möglichkeit nicht mehr.