Die Lehre mit dem Plus

In einem Auslandspraktikum erwerben Berufslernende zentrale berufliche Handlungskompetenzen. Lehrbetriebe und Lernende einer «Lehre kv plus» berichten, wie sie davon profitiert haben und woran sie gewachsen sind.  

In der «Lehre kv plus» absolvieren die Lernenden zwei sechsmonatige Arbeitspraktika in einem Betrieb mit kaufmännischen Aufgaben in einem englischsprachigen und einem französisch- oder italienischsprachigen Land. Während den zwei Arbeitserfahrungen im Ausland entwickeln sich die Lernenden nicht nur sprachlich, auch andere berufliche Fähigkeiten wachsen merklich. 
So fördern die Auslandspraktika zentrale Handlungskompetenzen der beruflichen Grundbildung als Kauffrau/Kaufmann. Die Lernenden werden im Austausch etwa kommunikativer und offener und können nach dem Auslandsjahr die Beziehungen mit den verschiedenen Anspruchsgruppen – besonders mit den Kunden – aktiv gestalten. Auch gewinnen die Lernenden bei der Arbeit im Ausland an Selbstvertrauen und werden selbstständiger und reifer. Damit sind sie gewappnet, in einem vernetzten und agilen Arbeitsumfeld interagieren zu können. 

Auslandspraktikum als vierter Lernort

Den Lernenden diese einmalige Möglichkeit anzubieten, lohnt sich – für die Lernenden selbst wie auch für den Lehrbetrieb. Die Statements der Beteiligten verdeutlichen: Eine Arbeitserfahrung in einer anderen Sprach- und Kulturregion während der Lehre ist mehr als eine Reise ins Ausland. Sie kann gar als vierter Lernort der beruflichen Grundbildung betrachtet werden, an dem spezifische berufliche und persönliche Kompetenzen noch zielgerichteter gefördert werden. 

Erfahren Sie aus den Rückmeldungen von Lehrbetrieben und Lernenden, was sie aus ihrem Austausch mitnehmen und wie das Angebot kv plus konkret zu den Bildungszielen beiträgt. Drei Handlungskompetenzbereiche stehen dabei im Fokus:

Kunden- und Lieferantenbeziehungen gestalten können

Der Bildungsplan zur beruflichen Grundbildung der Kauffrau/dem Kaufmann definiert das Gestalten der Kunden- und Lieferantenbeziehungen als wichtigen Handlungskompetenzbereich. Die Kaufleute können nach der Lehre Anliegen von Kundinnen und Kunden sowie Lieferantinnen und Lieferanten entgegennehmen und die Beziehung mit ihnen pflegen. Das erfordert, dass die jungen Berufsfachleute dienstleistungsorientiert handeln, Freude am Kontakt mit Menschen haben und kommunikativ sind. Zudem sollen sie über gute Sprachkenntnisse in der Standardsprache und mindestens einer Fremdsprache verfügen. 
Die kv plus-Lernenden und -Lehrbetriebe berichten unisono, dass besonders die fürs Kundengespräch wichtigen Sprach- und Kommunikationskompetenzen während des Austauschs zulegten:

«Er konnte im 3. Lehrjahr problemlos Kundengespräche auf Französisch führen.» Vertreterin des Lehrbetriebs

«Ich konnte meine erworbenen Französischkenntnisse ausgezeichnet für Telefonberatungen in meinem in der ganzen Schweiz agierenden Lehrbetrieb nutzen.» Lernender

«Ich kann nun ohne Probleme Kunden am Schalter bedienen, die nur Englisch oder Französisch können. Nun kommen die Mitarbeiter oft zu mir, um die Angelegenheiten mit der Westschweiz auf Französisch zu klären.» Lernende

Auch sind die kv plus-Lernenden nun kontaktfreudiger, gehen auf das Gegenüber ein und können eine Beziehung aufbauen, was beispielsweise folgende Aussage zeigt:

«Sie ist nachweislich mit verschiedenen Personen und Kulturen in Kontakt gekommen und hat sowohl im Berufs- als auch im Privatleben mehr Selbstvertrauen gewonnen.» Vertreter des Lehrbetriebs

In einem vernetzten Arbeitsumfeld interagieren und in agilen Arbeitsformen handeln können

Die KV-Ausbildung macht aus den Lernenden flexible, proaktive und offene Teamplayer. Die berufliche Grundbildung befähigt die Jugendlichen Arbeiten eigenverantwortlich und selbstständig auszuführen und Veränderungsprozesse mitzugestalten. Wichtig ist auch, dass die Berufsfachleute dabei ein hohes Bewusstsein im Umgang mit unterschiedlichen Haltungen an den Tag legen und reflektiert handeln. 
Eine Arbeitserfahrung in einem anderen betrieblichen, kulturellen und sprachlichen Kontext ist der ideale Nährboden für diese berufliche Kompetenzentwicklung – davon zeugen die Aussagen der befragten Lernenden und Lehrbetriebe. So sind die gewonnene Selbstständigkeit und die Offenheit während des Austauschs ein oft genannter Mehrwert:

«Sie ist viel selbstständiger und noch offener gegenüber dem Team aber auch gegenüber unbekannten Situationen geworden.» Vertreter des Lehrbetriebs

Dass ein Austausch das Selbstvertrauen und das Verantwortungsbewusstsein der Lernenden stärkt, zeigen diese Aussagen: 

«Sie kam sehr reif und bereit für neue Aufgaben mit mehr Verantwortung zurück.» Vertreterin des Lehrbetriebs

«Man kann mir grössere Aufträge und Projekte übergeben, mit dem Wissen, dass ich sie gut ausführen werde.» Lernende

Die Lernenden berichten zudem, wie sie dadurch auch proaktiver und kommunikativer wurden, insbesondere in der Teamarbeit:

«Der Arbeitsaufenthalt lehrte mich, mich auf eine neue Art und Weise ins Team einzubringen und aktiv Ideen und Projekte mitzugestalten.» Lernende

«Sie ist nun aufgeschlossener, proaktiv.» Vertreterin des Lehrbetriebs

Die Lernenden sind an Problemen und Herausforderungen während des Auslandspraktikums gewachsen. In neuen, unbekannten Situationen lernten einige ihre Grenzen aber auch ihr Potential kennen:

«Generell habe ich aufgrund der gesamten Situation gelernt, mit Problemen umzugehen und die Erfahrung gemacht, dass man fast alles meistern kann.» Lernender

«Der Lernende musste in England die Gastfamilie wechseln. Dies erforderte Mut und Überwindung, das Problem anzugehen. Da der Lernende den Praktikumsbetrieb in Frankreich wechseln musste, wurde seine Sozialkompetenz im Einbringen in neue Teams stark gefördert. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Lösen dieser Herausforderungen den Lernenden sprachlich und persönlich weitergebracht hat.» Vertreterin des Lehrbetriebs

Lehre kv plus

Somit sind die Auslandspraktika von kv plus ein idealer, komplementärer Baustein zur beruflichen Grundbildung. 
Seit Mitte 2020 ermöglichte kv plus 34 Jugendlichen die Lehre mit dem Plus. Erfahren Sie mehr zum Movetia-unterstützten Mobilitätsprojekt kv plus der Berufsfachschule KV Luzern. 
Auch Westschweizer KV-Lernenden können mit dem Angebot «commerce plus» der KBS Freiburg eine Lehre kv plus absolvieren. 

Movetia berät Lehrbetriebe, Berufsfachschulen, kantonale Ämter und weitere Akteure der Berufsbildung gerne, um ihre Austauschvorhaben umzusetzen. Hier finden Sie weitere Informationen zu den Förderprogrammen für europäische Mobilitäten und Austausch innerhalb der Schweiz