Erfolgreiches Pilotprojekt in Shanghai
Nicht nur 9 000 km und 12 Flugstunden trennen Zürich von der chinesischen Metropole Shanghai: Es ist in jeder Hinsicht eine komplett andere Welt, in die 27 Lernende aus der Schweiz eingetaucht sind. «Movetia war überzeugt von der innovativen Struktur des Pilotprojekts Shanghai ICT Projektwochen des Mittelschul- und Berufsbildungsamts des Kantons Zürich. Die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer konnten sich in lokalen Unternehmen einbringen, in denen sie in Teams von 3 bis 7 Lernenden an verschiedenen IT-Projekten arbeiteten und in direktem Kundenkontakt standen», erklärt Christophe Bettin, Bereichsleiter Berufsbildung bei Movetia, das Konzept. Kurz: Sie mussten sich in einer unbekannten, dynamischen und Englischsprachigen Umgebung zurechtfinden und grosse Flexibilität an den Tag legen. Dank dieser Erfahrungen konnten die Lernenden ihre Kompetenzen in verschiedenen Bereichen erweitern und sich zugleich in einem interkulturellen Umfeld bewähren.
Die ICT-Projektwochen in Shanghai bieten durch die kantonsübergreifende Zusammenarbeit und die Einbindung mehrerer Berufsfachschulen gleich mehrere Vorteile: Verschiedene Aktivitäten können erprobt, Ressourcen gebündelt und Kompetenzen mehrfach aufgebaut werden. «Diese Struktur ist innovativ und schafft Synergien zwischen den verschiedenen Akteuren der beruflichen Bildung. Dies macht das Projekt nachhaltig und lässt sich auf andere Schulen und Berufsfelder ausdehnen», sagt Christophe Bettin.
Die Zusammenarbeit mit Fachpersonen aus anderen Teilen der Welt, das Erlernen einer neuen Sprache in einer fremden Umgebung wie auch das Kennenlernen einer anderen Kultur sind wertvolle Elemente in der ganzheitlichen Ausbildung von Lernenden.
Der erste Eindruck
Die drei Lernenden Cyrill Näf, Antoine Gähwiler und Thomas Gassmann wagten das Abenteuer Shanghai und berichten von ihren Erlebnissen. «Es hat überall von allem so viel mehr. Mehr Menschen, mehr Verkehr, mehr Fahrräder und mehr Geschäfte», erzählt Antoine Gähwiler und fügt an, dass China sich bezüglich Sprache und Kultur, aber auch in Sachen Politik und Wirtschaft sehr stark von der Schweiz unterscheide. Bereits bei der Landung des Flugzeugs erlebten die drei einen Kulturschock oder, wie es Cyrill Näf treffend nennt, einen «Kontrollwahnsinn», der sie in den drei Wochen ständig begleitet hat. Nachdem der Pass gescannt, der digitale Fingerabdruck genommen, der Papierkram erledigt, die Gesichtskontrolle und der Sicherheitscheck abgeschlossen sind, zieht die chinesische Millionenstadt die drei jungen Schweizer sofort in ihren Bann.
Eine pulsierende Technologiemetropole
Gerade für ICT-Lernende ist das Abenteuer China besonders faszinierend. «China ist in vielen IT-Bereichen dem Rest der Welt um Jahre voraus. Jahrelange Abgeschnittenheit von westlichen Apps und Webseiten hat dazu geführt, dass eine komplett eigene, selbstständige und auch innovative IT-Industrie entstanden ist», erzählt Thomas Gassmann. Überall kann anstelle von Bargeld mit einer Smartphone-App bezahlt werden. «Die Schweiz könnte schon viel von China lernen», so Antoine Gähwiler. Die Projektwochen erforderten einiges an Anpassungsvermögen, sagt Cyrill Näf, «wir wurden mit komplett neuen Arbeitsmethoden konfrontiert.»
Zurück in der Schweiz mit neuen Kompetenzen und Inspiration
Diese andersartige Arbeitskultur ermöglichte es den Lernenden, zahlreiche neue Fach- und Selbstkompetenzen zu erwerben. Das Projekt bietet genau deshalb einen hohen Mehrwert für die Schweizer Nachwuchs-Fachkräfte, die in Zukunft verstärkt mit internationalen Akteuren zusammenarbeiten müssen. «Wir werden uns als Exportnation Schweiz in Zukunft sicher noch viel stärker mit China und chinesischen Partnern zusammentun müssen», ist Antoine Gähwiler überzeugt. Zurück in der Schweiz teilten die Projektteilnehmenden ihre Erlebnisse mit ihrem Lehrbetrieb, der von der Erfahrung der Lernenden ebenfalls profitiert: Die Lernenden sind motiviert, kompetent und sprühen vor Ideen.
Schweizer Lehrbetriebe können nur profitieren
Beat Gauderon, Geschäftsleiter von bildxzug, einem Lehrbetrieb mit über 140 Lernenden, hat schon früh verstanden, dass sein Unternehmen von Mobilitätsprojekten nur profitieren kann. Er ermuntert seine Lernenden seither zu Aufenthalten im Ausland. «Die Zusammenarbeit mit Fachpersonen aus anderen Teilen der Welt, das Erlernen einer neuen Sprache in einer fremden Umgebung wie auch das Kennenlernen einer anderen Kultur sind wertvolle Elemente in der ganzheitlichen Ausbildung von Lernenden», betont er. Die Lernenden kehren selbständiger und selbstbewusster von ihrem Aufenthalt zurück und bringen frischen Wind in ihren Betrieb. Und davon profitieren letztlich auch die Kolleginnen und Kollegen in der Schweiz.