Montag, 3. Juli 2023

Erasmus+ «Europäische Hochschulen» erproben die Hochschulen der Zukunft. Sie sind zentrale Akteurinnen der Weiterentwicklung des Europäischen Hochschul- und Forschungsraums. 5 Projekte mit Schweizer Beteiligung waren im Jahr 2023 im Auswahlverfahren auf EU-Ebene erfolgreich. Insgesamt beteiligen sich mittlerweile 9 Schweizer Hochschulen an Erasmus+ finanzierten Allianzen. Das entspricht 40% aller Universitären Hochschulen und Fachhochschulen der Schweiz. Ein Engagement auf Augenhöhe mit den europäischen Partnerinnen ist Ziel.


Das grosse Engagement der Schweizer Hochschulen im Jahr 2023 zeigt die Bedeutsamkeit der Initiative «Europäischen Hochschulen» für den Schweizer Hochschulraum. Die Erasmus+ «Europäischen Hochschulen» bieten den beteiligten Institutionen einen Rahmen für eine europaweite strategische Zusammenarbeit in Bildung, Forschung, Innovation und Dienst an der Gesellschaft.

Die Teilnahme an der Initiative kann eine Assoziierung an die EU-Programme nicht ersetzen, ist aber für Schweizer Hochschulen für die Netzwerkbildung und Mitgestaltung der europäischen Hochschulpolitik entscheidend. Die Initiative und das Interesse daran unterstreichen den hohen Stellenwert der transnationalen Bildungszusammenarbeit innerhalb Europas und darüber hinaus. An der Swisscore Jahresveranstaltung in Brüssel am 27. Juni 2023 hat Staatssekretärin Martina Hirayama unterstrichen, dass die Schweiz in Bildung, Forschung und Innovation ein grosses Interesse an einer vertieften europäischen Zusammenarbeit hat. Es herrschte Einigkeit, dass sich Alleingänge nicht lohnen.

Eine Auflistung der Projekte mit Schweizer Beteiligung finden Sie am Ende des Textes.

Hintergrund der Initiative
Die Initiative «Europäische Hochschulen» ist eine Flaggschiff-Initiative der EU. Sie wurde 2017 lanciert und wird über Erasmus+ finanziert. Auf EU-Ebene wurden 2023 65 Anträge eingereicht, 30 davon werden finanziert.

Das Ziel der Initiative ist es, die weltweite Wettbewerbsfähigkeit des Europäischen Hochschulraums (EHEA) zu steigern und seine Verbindungen zum Europäischen Forschungsraum (ERA) zu stärken. Die von Erasmus+ ko-finanzierten Allianzen dienen als Versuchsumgebungen für die Reformen des EHEA und für die schnellere Weiterentwicklung des Bologna-Prozesses, zum Beispiel durch die Erhöhung der Anzahl gemeinsamer Bildungsangebote und Studierendenmobilität.

Schweizer Engagement auf Augenhöhe gewünscht 
Erst seit 2022 wurde die Initiativen für Hochschulen aller Mitgliedländer des EHEA geöffnet, das heisst auch für die Schweiz. Die Bedingung ist aber, dass interessierte Schweizer Hochschulen ihre Teilnahme selber finanzieren müssen. Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI via Movetia unterstützte im letzten Jahr diese Teilnahme finanziell. Mit dieser Investition soll die strukturelle Zusammenarbeit von Schweizer Hochschulen mit europäischen Partnerinstitutionen gestärkt werden sowie ein Beitrag an die Weiterentwicklung des EHEA und des ERA geleistet werden. 

Die Teilnahme an den «Europäischen Hochschulen» wird 2023 ebenfalls gefördert. Movetia und SBFI setzen sich weiterhin dafür ein, dass ein Schweizer Engagement in den «Europäischen Hochschulen» auf Augenhöhe möglich ist. 
        
Letzter Projektaufruf «Europäische Hochschulen» 2024
Auf europäischer Ebene wird nächstes Jahr der vorerst letzte Call «Europäische Hochschulen» erwartet. Im Call 2024 wird die Europäische Kommission hauptsächlich neue Allianzen fördern, um das gesetzte Ziel, bis Mitte 2024 60 Europäische Hochschulen zu haben, zu erreichen.

Auch Schweizer Teilnahmen sollen wiederum unterstützt werden. Interessierte Hochschulen können sich an highereducation@movetia.ch wenden. 

Neue Möglichkeiten für Pädagogische Hochschulen der Schweiz?
Für Schweizer Pädagogische Hochschulen ist ein Engagement in «Europäischen Hochschulen» deutlich herausfordernder als für Universitäre Hochschulen und Fachhochschulen. Pädagogische Hochschule existieren in nur wenigen europäischen Ländern als eigenständiger Typ wie in der Schweiz, und vergleichbare Institutionen sind oft durch die übergeordnete Einheit, z.B. die Gesamtuniversität, in eine «Europäische Hochschulen» eingebunden.

Erasmus+ bietet jedoch ein eigenes Exzellenzförderinstrument für Institutionen, die Lehrpersonen ausbilden, die sogenannten Erasmus+ Lehrkräfteakademien. Bisher war die Schweiz bei dieser Erasmus+ Förderlinie nicht teilnahmeberechtigt. Ob sich das ändert, wird in den kommenden Monaten klar.

Erasmus+ «Europäische Hochschulen» mit Schweizer Partnerin (Projektaufruf 2023)
«Europäische Hochschulen» sind mit verschiedenen Schwerpunkten aktiv. Die Projekte mit Schweizer Beteiligung reflektieren die Bandbreite auf europäischer Ebene. Die folgenden Allianzen mit Schweizer Partnerinstitutionen resp. ihre Projekte wurden für eine Finanzierung durch Erasmus+ ausgewählt (alphabetische Reihenfolge):

EELISA – mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW)
EELISA (European Engineering Learning Innovation and Science Alliance) ist eine transnationale Allianz von 10 Hochschulen darunter die ZHAW. Die Allianz hat ihren Ursprung in den Ingenieurwissenschaften und verfolgt mit ihrem Projekt (2023-2027) das Ziel, eine neue Generation kreativer Europäer:innen zusammenzubringen. Diese sollen befähigt werden, über Landes- und Disziplingrenzen hinweg zusammenzuarbeiten, um die grossen gesellschaftlichen Herausforderungen und den Fachkräftemangel, mit denen Europa konfrontiert ist, zu bewältigen.

Mehr erfahren: EELISA Projekt, EELISA Allianz und Medienmitteilung ZHAW

ENHANCE+ – mit der Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETHZ)
Die ENHANCE Allianz, der neben der ETH Zürich neun weitere technisch-naturwissenschaftliche Universitäten angehören, intensiviert mit dem Projekt ENHANCE+ (2023-2027) ihre Zusammenarbeit in der Lehre und der Innovationsförderung. Gemeinsam schafft sie neue Lehrangebote mit attraktiven Formaten und Inhalten, erleichtert die Mobilität zwischen den Institutionen und fördert den Diskurs mit der Gesellschaft zu aktuellen und visionären Themen. Dadurch eignen sich die Studierenden ein breites Spektrum an Kompetenzen an und bereiten sich optimal auf die kommenden gesellschaftlichen und beruflichen Herausforderungen vor.

Mehr erfahren: ENHANCE+ Projekt, ENHANCE Allianz, ETHZ & ENHANCE

ENLIGHT – mit der Universität Bern (UNIBE)
Mit ENLIGHT tritt die Universität Bern einer Allianz aus zehn forschungsintensiven Volluniversitäten bei. ENLIGHT erarbeitet in ihrem Projekt (2023-2027) innovative Mobilitätsangebote für Studierende und vielfältige Austauschmöglichkeiten für Mitarbeitende. Das Ziel von ENLIGHT ist, einen offenen Lehr- und Lernraum zu schaffen, in dem sich Studierende und Mitarbeitende lebenslänglich aus- und weiterbilden. Der thematische Fokus liegt auf gesellschaftlichen Herausforderungen in den Schwerpunktthemen: Gesundheit, Digitalisierung, Klimawandel, Energiewende, Soziale Gerechtigkeit, Kultur und Kreativität.

Mehr erfahren: ENLIGHT Projekt, ENLIGHT Allianz, UNIBE & ENLIGHT

EuroTeQ Engineering University 2030 – mit der Ecole Polytechnique Fédérale Lausanne (EPFL)
EuroTeQ 2030 (2023-2027) bringt sieben führende Universitäten für Wissenschaft & Technologie sowie zwei Business Schools zusammen, um die Ingenieurausbildung der Zukunft zu gestalten und insbesondere die positive Wirkung ihrer Tätigkeiten für die Gesellschaft zu erhöhen. Die Allianz wird im Projekt eine innovative Ingenieurausbildung erforschen, schaffen, testen und umsetzen, die auf Bildungsmobilität, Relevanz für die Gesellschaft und Anpassungsfähigkeit an die sich ändernden Bedürfnisse der zukünftigen Arbeitskräfte basiert.

Mehr erfahren: EuroTeQ 2030 Projekt, EuroTech Allianz, EPFL & EuroTeQ

UNITA – mit der Haute école spécialisée de Suisse occidentale (HES-SO)
Das Projekt UNITA (2023-2027) vereint 12 Partnerhochschulen, einschliesslich der HES-SO, sowie die eigenständige Rechtspersönlichkeit UNITA. Das Projekt fördert ihre transnationale Zusammenarbeit in den Bereichen der Verständigung, der Kooperation in Bergregionen sowie der Förderung von romanischen Sprachen. Die UNITA-Allianz deckt insbesondere die Bereiche Bildung durch innovative Ausbildungsmodelle sowie Forschung durch die Zusammenarbeit von Forschungsteams ab. Die Aktivitäten erfolgen unter engem Einbezug der Mitarbeitenden aller Hochschulen, und die Allianz setzt zudem nachhaltige, transnationale Führungs- und Kooperationsmodelle um.

Mehr erfahren: UNITA Projekt, UNITA Allianz, HES-SO & UNITA


Die Projekte mit einer Laufzeit von vier Jahren werden zwischen Oktober und Dezember 2023 starten. 

Die Universität St. Gallen ist mit Gaststatus am aktuellen Projekt (2023-2027) der Allianz ENGAGE.EU beteiligt. Bis Ende 2024 soll die Integration in das Netzwerk inkl. Beteiligung am Erasmus+ Projekt konkretisiert werden.

AcrossEU (www.acrosseu.org/) mit der Universität Freiburg war noch nicht erfolgreich mit ihrem Antrag zur Förderung ihrer neuen Erasmus+ «Europäische Hochschule». Trotzdem zeigt AcrossEU, dass bereits die strategischen Diskussionen sowie die Erarbeitung des Antrags einen nachhaltigen positiven Effekt auf die beteiligten Institutionen haben. Die Partnerinstitutionen haben ihre Zusammenarbeit strategisch ausgebaut. Aufgrund der fehlenden Mittel muss die Allianz die Aktivitäten momentan jedoch priorisieren und langsamer vorangehen als erhofft. Mit einem erneuten Förderantrag für den Call 2024 ist zu rechnen.