Die Initiative «Europäische Hochschulen» ist eine einmalige Möglichkeit für Schweizer Hochschulen, ihre Beziehungen mit europäischen Partnerinstitutionen auf einer sehr strategischen Ebene zu stärken oder aufzubauen, und zwar über all ihre Aufgabenfelder hinweg: Bildung, Forschung, Innovation und Dienst an der Gesellschaft. Dies ist von entscheidender Bedeutung für den Tertiärbereich in der Schweiz, insbesondere weil die erhoffte Annäherung zwischen der Schweiz und der Europäischen Union in thematischen Dossiers wie Forschung und Bildung Ende Juni dieses Jahres nicht stattgefunden hat und auch nicht in Sicht ist.
«Europäische Hochschulen» sind auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Themenbereichen möglich. Die Projekte mit Schweizer Beteiligung reflektieren diese Bandbreite. Die folgenden Allianzen mit Verbindungen zu Schweizer Hochschuleinrichtungen wurden für die Finanzierung durch Erasmus+ ausgewählt. Die Schweizer Teilnahmen:
Una Europa – mit der Universität Zürich (UZH)
Una Europa baut das Netzwerk, die Aktivitäten und die Ambitionen des Pilotprojekts 1EUROPA (2019–2022) weiter aus. An der Allianz sind elf renommierte Forschungsuniversitäten beteiligt. In sechs Schwerpunktbereichen (Cultural Heritage, Data Science and Artificial Intelligence, European Studies, One Health, Sustainability sowie Material Design and Engineering) sollen weitere gemeinsame Lernmöglichkeiten, einschliesslich Diplome, entwickelt und die Studierenden- und Personalmobilitäten weiter gesteigert werden.
CIVIS – mit der Université de Lausanne (UNIL)
CIVIS2 gehört mit Una Europa und EPICUR zu den grössten Allianzen. CIVIS2 verfolgt das Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Hochschulbereichs zu stärken und einer grossen Anzahl Studierenden und Mitarbeitenden den Zugang zur Tertiärstufe zu ermöglichen. Der Fokus der gemeinsamen Langzeitstrategie liegt auf der nachhaltigen Steigerung der Mobilität, der Bündelung von Ressourcen und der Stärkung der Kooperation durch gemeinsame Bildungs- und Forschungsagenden.
4EU+ - mit der Universität Genf (UNIGE)
4EU+ besteht aus sieben führenden, forschungsintensiven Universitäten in ganz Europa, die seit 2021 als Verein organisiert sind, um ihre Vision einer wahrhaft europäischen Universität zu verwirklichen. Das Projekt 1CORE, das auf den Errungenschaften der vergangenen Jahre aufbaut und um die 4EU+-Leitinitiativen (Gesundheit in der Stadt und demografischer Wandel, Europäizität, Digitalisierung - Modellierung - Transformation und ökologische Übergänge) herum strukturiert ist, wird das gemeinsame Bildungsangebot der Allianz erweitern, innovative pädagogische Konzepte entwickeln, nahtlose Mobilität anstreben, neue Lösungen für den gemeinsamen Campus einsetzen und neue Maßnahmen zur Einbindung der Gesellschaft umsetzen.
EPICUR – mit der Universität Basel (UNIBAS), Teilnahme via EUCOR
Das Projekt EPICUR vereint neun Hochschulen der EU mit dem Ziel, die systematische und langfristige institutionelle Kooperation, die im Pilotprojekt 2019–2022 lanciert wurde, zu verstärken und weiter auszubauen. Im Bereich der Lehre sollen eine gemeinsame Kurspalette zu sozial relevanten Themen sowie innovative Unterrichtsformate, die für interuniversitäre Studien geeignet sind, entwickelt werden. Weiter sollen gemeinsame strukturelle Elemente geschaffen werden, die das gemeinsame Ausbildungsangebot nachhaltig erweitern und dessen Inhalt ausbauen werden. Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Steigerung der Studierendenmobilität auf Bachelor-, Master- und Doktoratsstufe. Die UNIBAS wird sich als Mitglied des EUCOR-Netzwerks in dieser Allianz engagieren.
Die Projekte mit einer Laufzeit von vier Jahren werden zwischen Oktober und Dezember 2022 starten.
Insgesamt erhielt Movetia sechs Anträge auf Schweizer Fördergelder. Zudem reichten mehrere Schweizer Hochschuleinrichtungen Interessenerklärungen ein, mit denen sie zeigen, dass sie auf eine Beteiligung an den Calls 2023 oder 2024 hinarbeiten.
Die Initiative «Europäische Hochschulen» ist eine Flaggschiff-Initiative der EU, die 2017 lanciert wurde. Sie wird über Erasmus+ finanziert. 2022 wurden auf EU-Ebene 52 Anträge eingereicht, 44 davon werden finanziert.
Das Ziel der Initiative ist es, die weltweite Wettbewerbsfähigkeit des Europäischen Hochschulraums (EHEA) zu steigern und seine Verbindungen zum Europäischen Forschungsraum (ERA) zu stärken. Die von Erasmus+ finanzierten Allianzen dienen als Versuchsumgebungen für die Reformen des EHEA und die schnellere Weiterentwicklung des Bologna-Prozesses, zum Beispiel durch die Erhöhung der Anzahl gemeinsamer Ausbildungsangebote und Studierendenmobilitäten.
In den Pilotrunden von 2019 und 2020 waren Schweizer Hochschulen nicht zur Teilnahme zugelassen, weil die Schweiz nicht an Erasmus+ assoziiert ist. 2022 wurden die Initiativen jedoch für Hochschulen aller Mitgliedländer des EHEA geöffnet, das heisst auch für die Schweiz. Die Schweizer Regierung sprach im Dezember 2021 CHF 6 Mio. aus, um die Teilnahme von Schweizer Hochschulen an der Initiative 2022 zu unterstützen. Mit dieser Investition soll die strukturelle Zusammenarbeit von Schweizer Hochschulen mit europäischen Partnerinstitutionen gestärkt werden sowie ein Beitrag an die Weiterentwicklung des EHEA und des ERA geleistet werden.
Auf europäischer Ebene wird der Call 2023 hauptsächlich Folgefinanzierungen für die 2020 ausgewählten Pilotallianzen und deren Vergrösserung beinhalten. Dennoch wird auch eine kleine Anzahl neuer Allianzen finanziert werden. Im Call 2024 soll die Europäische Kommission dann hauptsächlich neue Allianzen fördern, um das gesetzte Ziel, bis Mitte 2024 60 Europäische Hochschulen zu haben, zu erreichen.